Scherben, überall Scherben… die Bruchstücke meines Lebens. Sie fliegen auseinander wie die Splitter einer zerschlagenen Glasscheibe und teilen dabei mein Leben in „davor“ und „danach“.
Ich finde mich im Wunderland wieder, wie Alice, und höre auf, zu begreifen, wo die Realität ist, und wo das Abbild der eigenen Vorstellungskraft… Wenn ich mich nach hinten umsehe, scheint es mir, als hätte sich nichts verändert. Denn es hätte sich doch nicht alles so schnell verändern können. Unmöglich! Unmöglich? Oder vielleicht doch…
Erst jetzt beginne ich, zu verstehen, wie fragil die Welt ist, und dass schon eine einzige falsche Bewegung der Hand oder der Schreibfeder genügt, um dieses zerbrechliche Gleichgewicht zu stören, das wir „Frieden“ nennen. Alles in den Ausgangszustand zurückzuführen, in dieses friedliche Gleichgewicht, ist hingegen eine große Aufgabe, der nicht jeder gewachsen ist.
Ich versuche, einzuatmen, mit der Luft meine Lungen bis auf den letzten Winkel aufzufüllen und begreife, dass jemand meine Brust wie mit einem Stahlreif zusammengedrückt hat, und die Luft nur in unförmigen Stücken in meinen Körper gelangt, die mich nicht sättigen oder zwingen können, klar zu denken. Davon wird mir schwindelig und die Fetzen meiner unzusammenhängenden Gedanken schwirren umher. Oder ist es vielleicht die vergiftete Luft, die es mir nicht erlaubt, in vollen Zügen zu atmen? Die Luft, die vergiftet ist mit Hass und Bösartigkeit, die um uns herum wirbelt und diese entrückte Aura erschafft, die uns vernünftige Menschen in eine aufgebrachte und seelenlose Herde verwandelt. Von diesem Gedanken wird alles furchterregender.
Ich kneife die Augen zu und habe Angst, sie wieder zu öffnen. Bin das vielleicht gar nicht ich? Passiert das vielleicht nicht mit mir? Und vielleicht war überhaupt nichts mit mir und das war nur ein Traum… ein schrecklicher Traum…
Die Erinnerungen drehen sich im Kopf wie ein endloses Karussell: ein endloses Karussell eines endlosen Lebens. Zuhause, Schule, Freunde, Zuhause… Mein geliebtes Zuhause, wo ich geboren und aufgewachsen bin, wo ich gelernt habe, zu gehen, zu schreiben, zu lesen, zu lieben, zu fühlen… Ich liebe sehr mein Elternhaus, besser gesagt, mein Zuhause. Das Zuhause, das für immer unersetzlich ist. Warum und von wem wurde mir dieses Stückchen von mir geraubt und mein innerer Frieden zerstört?
Für einen Augenblick komme ich ins Grübeln, wer bin ich eigentlich? Vielleicht ein Staubkorn, das der Wind mit seinem warmen Atem verweht, oder vielleicht ein Stückchen des großen Universums, ohne welches die ganze Welt sich bis in die Unkenntlichkeit verändern kann? Wo ist mein „Ich“? Wo ist mein Platz in dieser hässlichen, schrecklichen, bösen und gleichgültigen Welt, die so sehr in Liebe und Frieden leben will?
Jetzt… Jetzt… Ich wiederhole oft dieses Wort und es verliert schlicht seine Bedeutung. Nochmal: Jetzt… Was ist das „Jetzt“? Es ist, als sei es in der Luft erstarrt, sich langsam in der Stille auflösend… Oftmals eilen wir irgendwohin, aber achten nicht auf simple Dinge. Kann es vielleicht sein, dass der Ort, zu dem wir unser ganzes Leben eilen, rennen und kriechen, hier, in genau diesem Abschnitt des Weltalls geblieben ist, inmitten dieser Menschen ohne Seele und Verstand?
Schließlich sammle ich meinen Mut und öffne die Augen weit, um keinen noch so kleinen Teil der Welt zu übersehen. Und wieder umgibt mich die Wirklichkeit mit einem Flammenwind, der den Verstand für immer zerstören, meine verbliebenen Menschlichen Gefühle ausradieren, mit seinem bösartigen Hauch ersticken kann. Und davon will man schreien!!!
Aber wer soll mich hören? Wer will mich hören? Und, wenn mich jemand hört, wird er mich verstehen? Wird er verstehen wollen?
Hier bin ich, in der neuen Welt, die „danach“ heißt. In einer anderen Stadt, inmitten fremder, stets eiliger Leute, die mich nicht bemerken und in dieses unklare „morgen“ laufen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wo das ist und was das „jetzt“ ist. Und du bist dieses „hier und jetzt“, deswegen kann ich, schließlich, in vollen Zügen atmen und diese irrsinnige vergiftete Luft filtern, die mich mit neuen Gefühlen und Emotionen füllt, die in meiner Seele das Gefühl der zauberhaften Liebe erweckt, die es vermag, diese Welt zu einer friedlichen zu verwandeln!!!
Übersetzung aus dem Russischen: Marc Vaisband