Benefizkonzert für die Ukraine
Du stehst auf, überprüfst das Konto deines Vereines und siehst mehrere neue Spenden – so war es im Februar und März 2022. Danach begann die Zuwendungsflut auszutrocknen. Wir wollten aber kriegsbetroffenen Ukrainern weiterhelfen, so haben wir uns für die Organisation von Benefizkonzerten entschieden.
Zuallererst haben wir die junge Sängerin Etel Enenberg um Hilfe gebeten.
Sie ist bereits im Jahr 2016 bei unserer Konzertreihe im Rahmen des Projektes „Ich bin ein anderes Du“ mit großem Erfolg aufgetreten. In Kyiv geboren, studierte Etel zu Beginn des Krieges in Sankt-Petersburg und versuchte sogar dort ein Benefizkonzert zugunsten der Ukraine zu organisieren. Aktionen solcher Art wurden in Russland aber sehr schnell zu einer schwerwiegenden Straftat erklärt, so dass auch jenes Konzert, an dem sich auch ihre russischen Freunde auf die eine oder andere Weise beteiligen wollten, in letzter Minute abgesagt wurde. Die Atmosphäre in Russland ist inzwischen unerträglich geworden, was Etel dazu bewegte, das Land zu verlassen und nach Deutschland zu fliehen. Seit April 2022 ist sie Gaststudentin an der weltberühmten Berliner Jazz-Akademie.
Bereits mit 13 Jahren durfte Etel bei einem Jazzfestival in Kyiv mit Begleitung der wohl berühmtesten ukrainischen Jazz-Pianistin Natalia Lebedeva singen. https://www.youtube.com/watch?v=VRJZzfMRHLc Nun ist eine erneute schöpferische Begegnung möglich geworden – auch Natalia wurde durch den Krieg vertrieben und wohnt seit März 2022 in Polen; von dort aus reiste sie zu etlichen Benefizkonzerten für die Ukraine nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.
Das erste Konzert unter Beteiligung von Natalia Lebedeva und Etel Enenberg durften wir im Seniorenzentrum „Augustinum“ durchführen.
Wir bedanken uns herzlich bei der Kulturreferentin Christiane Havemann für diese Chance und das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Für den Abend im „Augustinum“ hatte Etel ukrainische Lieder ausgewählt, die eine weite Spannbreite an Emotionen umfassten: von der philosophischen Lyrik der 80er Jahre bis zum modernen Drive.
Als erstes erklang ein für die ukrainische Kultur sehr bezeichnendes Lied, das das Leben des Menschen und der Natur in engste Verbindung bringt. Irina Goubernik hat dessen Inhalt mit folgenden deutschen Worten zusammengefasst:
Schneide nicht die Pappel,
Vielleicht ist diese Pappel dein Schicksal.
Schneide nicht die Pappel, das kann dir Unglück bringen.
Lieber bringe ihr Wasser.
Brich nicht den Schneeballbusch
Er weint wie eine Mutter.
Brich den Schneeballbusch nicht,
Bringe lieber deine Enkelkinder zu ihm.
Schieße nicht auf den Vogel,
Vielleicht ist er deine letzte Liebe.
Schieße nicht auf den Vogel, zerbrich nicht seine Flügel
Vielleicht ist er dein Glück
Lieber, fliege mit ihm in den Himmel.
Schneide nicht die Pappel, brich nicht den Schneeballbusch,
Beschütze sie für dich, für dein Leben.
Vor dem Corona-Pandemie war das „Augustinum“ eines der bedeutenden Musikzentren von Dortmund: auf seinem Flügel könnte die besten Saale eifrig sein und es wird auch von den Musikern, die nach Dortmund gekommen sind, um im Konzerthaus aufzutreten, gerne als Bühne benutzt. Wegen der Coronabeschränkungen durften zwar nur die Hausbewohner die Veranstaltung besuchen, dennoch wurden 900 Euro an Spenden gesammelt – eine Summe, über die wir uns sehr gefreut haben.
Wohin mit diesen Spenden? Auf diese Frage haben wir schon vor dem Konzert eine Antwort gefunden. Und zwar sollte über die Verwendung der Gelder die berühmte ukrainische Freiwillige und die Mitgründerin der wohltätigen Organisation „Svoi“ („Eigene“) Lesja Litvinova (https://nv.ua/dose/litvinova-lesya-biografiya-foto-volontera-soosnovatelnicy-fonda-svoi-50190808.html ) entscheiden: die Mutter von 5 Kindern, die ab dem 24.02.2022 ihr (und unser eigenes Land) mit Waffen verteidigte.
Die Ärzte, mit denen die Organisation zusammenarbeitet, brauchten Medikamente, die in der Ukraine unauffindbar waren, für die Behandlung der Wunden der Verletzten.
Wir haben sie in Deutschland gekauft und in die Ukraine geschickt.
Trotz den Corona-Beschränkungen dürfte auch unser Freund, Kameramann Volodymyr Movschiz, das „Augustinum“ besuchen, um das Konzert filmisch zu dokumentieren. Auch Christiane Havemann hat entscheidend dazu beigetragen, dass unsere Aktion festgehalten und einer breiter Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde: Sie verfasste darüber einen Artikel für Ruhr Nachrichten
Film von Volodymyr Movschiz
Artikel von Christiane Havemann